San Francisco fühlt sich wie New York an wie eine Insel – weit weg vom Rest Amerikas. Die Stadt ist bunt, lebendig, multikulturell und liberal. Hier gewinnt Bernie Sanders mit großem Abstand den Wahlsticker-Contest.
Wir wohnen im Latino-Viertel The Mission in der Wohnung einer Freundin. Mit den vielen Taquerías und Spanisch im Ohr fühlen wir uns nach Lateinamerika zurückversetzt. Doch auch die Hipster-Szene ist nicht weit, die sich unter die Latino-Gemeinde gemischt hat. Besonders bunt geht es im Castro-Viertel zu und das nicht nur aufgrund der vielen Regenbogenfahnen. Hier lädt das alte Castro-Theater zum Grease Sing-A-Long ein und an einem Straßeneck tanzen Jung und Alt im Vintage-Look zu Swing-Musik. In Haight-Ashbury, dem damaligen Zentrum der Hippie-Bewegung, zieht auch heute noch ein Hauch von Flower-Power durch die Straßen, zusammen mit einigen Touristen.
Durch die geringe Fläche lässt sich viel zu Fuß erkunden. Auch als Radfahrer ist man hier wie sonst so oft in den USA kein Einzelkämpfer, obwohl die vielen steilen Hügel für brennende Oberschenkel sorgen – eine Fahrt auf dem Leihrad gibt Einblicke sowie auch schöne Ausblicke auf die Golden Gate Bridge und den Ocean Beach.
Mit seinen alten viktorianischen Häusern, die sich farbenfroh um die Hügel schlängeln, und den schönen Parks hat San Francisco ein besonderes Flair. Im Gegensatz zu Vancouver, Portland und Seattle ist auch die nächste lebhafte Ecke oder Straße nie weit, sodass man keinen fahrbaren Untersatz braucht.
San Francisco ist anziehend, dementsprechend ist das Preisniveau. Und so sollte die Liedstrophe besser “If you are going to San Francisco, bring a bag full of money” lauten. Doch auch ohne “bag full of money” können wir die Stadt genießen. Das Flanieren durch die Viertel ist ohnehin umsonst und in Mission und Chinatown findet man in einfachen Lokalen leckeres günstiges Essen. Wir nutzen auch das After Dark Special im Exploratorium, einer modernen und hippen Version des deutschen Museums, und lauschen den Tönen einer spontanten Trommler-Versammlung im Golden Gate Park.
Hier lernen wir beim Free Comedy Day auch, dass man sich in der Bay Area lieber europäisch als amerikanisch sieht. So erfahren wir, dass man von San Francisco aus in 30 Minuten von Europa nach Utah fliegen kann.
San Francisco vereint so ziemlich alles, was man sich von einer Großstadt wünschen kann – eine lebhafte Szene mit vielen Subkulturen, Aufgeschlossenheit, viele Parks, Strände, Radwege und Naherholungsgebiete. Sie ist bislang auf unserer Reise die erste Stadt, die unserer geliebten Wahlheimat Barcelona überhaupt nur annähernd Konkurrenz machen könnte.