Im Norden Chiles liegt die trockenste Wüste der Welt: die Atacamawüste. Die mittlere Niederschlagsmenge beträgt hier in einigen Regionen weniger als 15mm pro Jahr. Manche der hier installierten Wetterstationen haben seit Aufzeichnungsbeginn keinen einzigen Tropfen Wasser registriert.
Um den größten Touristenströmen zu entgehen und nicht auf überteuerte Touren angewiesen zu sein, mieten wir uns in Calama zu viert einen 4×4 Pickup-Truck. Damit geht es es zunächst nach San Pedro de Atacama, einer kleinen Gemeinde im Herzen der Wüste und Ausgangspunkt vieler Attraktionen. Dementsprechend leidet San Pedro auch an den üblichen Symptomen kleiner, touristisch interessanter Orte: hohe Touristenquote, hohe Preise, wenig Authentizität.
Zum Glück sind wir mit unserem Auto nicht an San Pedro gebunden und machen uns am nächsten Morgen auf, die Wüste zu erkunden. Die Straßen variieren hier von Teer über Schotter bis hin zu rauhester Salzlandschaft. Das Auto schlägt sich gut und fährt sich auch bei höheren Geschwindigkeiten auf Schotter angenehm. Lediglich unser erster Offroad-Versuch führt zu einigen Mühen: nach ca. 200m landen wir in einem Sandloch und stecken fest! Hier hilft auch die niedrigste Allrad-Übersetzung (der sogenannte “Tank Mode”) nicht mehr: es wird gegraben!
Die Wüstenlandschaft ist überraschend vielfältig. Zunächst geht es zur Salar de Atacama, der drittgrößten Salzebene der Welt und dem darin enthaltene Flamingoreservat. Hier befindet sich auch die Salzlagune Cejar. Diese besitzt keinen natürlichen Ablauf und hat daher einen Salzgehalt, der annähernd an das Tote Meer heranreicht.
Außerdem erkunden wir die Mondlandschaften des Valle de la Luna und die Dünenlandschaften des Valle de la Muerte, das auf 4300m gelegene Geysirfeld El Tatio mit seinen von Magna erhitzten Dampffontänen und zu guter Letzt die traumhaft gelegenen Thermen Puritama.
Zum Abschluss der Tour versuchen wir auf dem Weg zurück nach Calama erneut in der Wüste zu campen, doch leider suchen wir vergeblich nach einem geeigneten Platz und landen in Calama. Dort tummeln sich bei Dunkelheit viele zwielichtige Gestalten. Nach einigen Anläufen finden wir im Hotel España einen sicheren Zufluchtsort (mit Garage für das Auto, denn Diebstähle sind keine Seltenheit) und fallen nach der stundenlangen Suche erschöpft ins Bett.
Es fällt nicht leicht, von unseren Eindrücken ein genaues Bild zu zeichnen: die Tage sind warm, aber oft windig. In den Nächten und auf den Hochebenen ist es eisig kalt. Man erfährt die schiere Weite mit marsähnlichen Gesteinsformationen und wandert auf salzigen Pfaden. Obendrein ragen am Horizont Vulkane (5000-6000 Meter hoch) mit schneebedeckten Gipfeln auf. Es ist faszinierend und zugleich oft unwirklich.