Von Pemberton nach Valemount

Von Whistler fahren wir weiter nach Pemberton – ein nettes entspanntes Örtchen, in dessen Umgebung man sich monatelang mit diversen Wanderungen aufhalten könnte.

Wir entscheiden uns für eine Tageswanderung auf den Mount Taylor (2318m) im Joffre Lakes Provincial Park nördlich von Pemberton entlang eines ehemaligen, nicht mehr ausgeschriebenen Weges. Nach einer Stunde Aufstieg zum Upper Joffre Lake lassen wir die Massen hinter uns und haben die Berge den ganzen Tag für uns alleine.

Im Anschluss verlassen wir die Coast Mountains in Richtung Nordosten und finden uns plötzlich in der Halbwüste um die Stadt Kamloops wieder, wo keine kanadischen Tannen mehr zu sehen sind. Es kommt ein Hauch von Wilder Westen auf und wir schwitzen bei 35 Grad im Auto ohne Klimaanlage. Doch schon bald holen uns nördlich von Kamloops die kanadischen Tannen und Temperaturen wieder ein und wir entdecken auf einer Nebenstraße des Highway unseren ersten Schwarzbären.

 

Squamish & Whistler

Auf dem Weg nach Whistler legen wir nochmal einen Stopp in Squamish ein. Bei regnerischem Wetter machen wir nur eine kurze, aber steile Wanderung auf den Hausberg der Stadt – den Stawamus Chief.

In Whistler verbringen wir fast eine Woche mit arbeiten und wandern. Nach einigen regnerisch kühlen Tagen nutzen wir den ersten sonnigen Tag und wandern zum Wedgemount Lake .

Außerdem wandern wir den High Note Trail auf über 2000 Meter (erreichbar mit einer Gondel) und fahren mit der Peak 2 Peak Gondola (derzeit die Seilbahn mit der größten Spannweite weltweit). In dieser Höhe liegt immer noch etwas Schnee und durch die Kälte fühlt man sich fast wie bei einer Winterwanderung.

Vancouver die Zweite

Nach dem Festival geht es für fünf Tage zurück nach Vancouver, da unser Van mit einer neuen Bremsscheibe und einem neuen Kugelgelenk ausgestattet werden muss, bevor der große Roadtrip beginnen kann. Außerdem versuchen wir, den Bus innen etwas gemütlicher zu gestalten. Wir können es kaum mehr erwarten, endlich unser Bus- und Bergleben zu beginnen.

Letzten Freitag ist es dann endlich soweit. Wir verlassen Vancouver, wo wir uns nach drei Wochen schon fast wie zu Hause fühlen. Auf dem Weg statten wir dem Campus der University of British Columbia und der Main Street Brewery noch einen Besuch ab. Mit einem Growler* unseres Lieblingsbiers als Andenken im Gepäck und einem traumhaften Sonnenuntergang am Third Beach im Stanley Park lassen wir die Stadt hinter uns.

*Growler sind wiederverschließbare Bierflaschen, die dafür gedacht sind, bei Kleinbrauereien Bier direkt ab Fass zu kaufen.

 

Squamish Beer Festival

Unser erster Ausflug als stolze Autobesitzer führt uns für ein Wochenende nach Squamish, wo wir ein paar Stunden als Freiwillige beim Aufbau für das Craft Beer Festival helfen. Im strömenden Regen stellen wir Zäune und Tische auf, wofür wir freien Festival-Eintritt, Essen, ein T-Shirt und natürlich Craft-Bier bekommen. Wir lernen viele nette Leute sowie die lokale Brauszene kennen und verbringen die ersten beiden Nächte in unserem Bus (wenn auch noch etwas provisorisch). Am Ende des Wochenendes haben wir neue Freundschaften geschlossen und sind mit Dusch- und Übernachtungsangeboten für den nächsten Besuch versorgt. Wir sind einmal mehr begeistert von der Gastfreundschaft der Kanadier.

We got a Van!

Nach zweiwöchiger Suche und vielen anstrengenden Gesprächen mit Gebrauchtwagenhändlern haben wir nun unser Reise- und Schlafgefährt für die kommenden Monate gefunden (letztendlich glücklicherweise von einem sehr netten Privatverkäufer). Unser erstes eigenes Auto! Der Kauf gestaltet sich in British Columbia sehr einfach. Innerhalb von 20 Minuten ist das Auto registriert, umgeschrieben und versichert und wir haben unsere Nummernschilder in der Hand: Beautiful British Columbia!

Vancouver – Welcome to Canada!

Von Mexiko fliegen wir nach Vancouver. Hier wollen wir uns ein Auto für einen Roadtrip durch Westkanada und die USA kaufen. Nach den lateinamerikanischen Städten landen wir hier in einer großstädtischen Wohlfühloase: man atmet plötzlich wieder sorglos (auch wenn Kanadier große Autos zu lieben scheinen), unzählbare Grünflächen reihen sich aneinander, es ist sauber und für Liebhaber der asiatischen Küche wie uns ist Vancouver durch die vielen Einwanderer ein Schlaraffenland. Nur nach kleinen, individuellen Cafés muss man leider etwas Ausschau halten, Starbucks und Konsorten sind in Vancouver übermächtig. Auf dem Commercial Drive und in Gastown wird man jedoch fündig.

Zudem wird man mit Freundlichkeit und Höflichkeit überhäuft, in Vorgärten werden Äpfel, Bücher und Sonstiges verschenkt und Busfahrer geben gerne geduldig Auskunft.

Downtown Vancouver ist geprägt von Wolkenkratzern. Ein Sich-Mitreißen-Lassen von einer hektischen und fesselnden Metropole á la New York bleibt hier jedoch aus, denn es ist eine überschaubare Stadt, die sich zwischendurch auch Zeit zum Schlafen nimmt. Sie ist entspannt, Stress scheint selbst in Downtown nicht aufzukommen und in den angrenzenden Vierteln herrscht teilweise Kleinstadt-Feeling.

Es lässt sich leicht eine Weile in Vancouver aushalten, bis der Autokauf geregelt ist. Zwischen der Autosuche verbringen wir die Zeit mit Spaziergängen in Downtown und entlang der Stadtstrände (zumindest bis kühles Regenwetter Überhand nimmt), vielen Bagels zum Frühstück, Treffen mit Freunden aus unserer Zeit in Patagonien, Arbeiten und Theater – dabei begleitet uns stets der Blick auf die umliegenden Berge der Coastal Mountains.

Auch der Canada Day fällt auf unseren Aufenthalt. Anstatt eines übertriebenen Patriotismus scheint man (zumindest hier in Vancouver) an diesem Tag vor allem die Multikulturalität Kanadas zu feiern.

Kuba

Auf Kuba steigen wir von unserem großen Rucksack auf unseren kleinen Tagesrucksack um. Durch die tropischen Temperaturen und tägliche Handwäsche benötigen wir nur wenige Klamotten. Am liebsten würden immer mit so wenig Gepäck reisen!

Leider entpuppt sich Kuba nicht als gutes Reiseziel zum Backpacken mit geringem Budget und wir verkürzen den Aufenthalt von vier auf zwei Wochen.

Dabei hat Kuba einiges zu bieten. Havanna könnte ohne Probleme einigen europäischen Städten den Rang ablaufen. Es ist architektonisch unglaublich schön und in der Innenstadt bietet sich nicht das gewohnte Einheitsbild der üblichen Ketten wie Starbucks, McDonalds etc. und der mit Wifi-Schildern gespickten Cafés. Leider sind viele Gebäude vor allem außerhalb des historischen Zentrums dem Verfall geweiht.

Auch die Städte Cienfuegos, Trinidad und Ciego de Ávila versprühen Charme. Vor allem Ciego gefällt uns, da es wenig touristisch ist. In allen Städten bietet sich das für Kuba typische Bild: Autos aus den Fünfzigern und Pferdekutschen fahren durch die Straßen, alte Männer spielen Schach, und an unzähligen Ecken findet man Erinnerungen an Che Guevara oder die Revolution. Im Gegensatz zu unserer übertriebenen Konsum- und Wegwerfgesellschaft werden auf Kuba alte Matratzen geflickt, defekte Motorteile durch Plastikbeutel ersetzt und Dampfloks aus dem Jahr 1924 sind noch im Einsatz. Kein Wunder, dass Kuba das nachhaltigste Land der Welt ist.

Von Ciego aus nehmen wir ein Taxi zur Playa Pilar auf der Cayo Guillermo. Es soll einer der schönsten Strände der Karibik sein und wir werden nicht enttäuscht: feinster Sandstrand und kristallklares Wasser in verschiedenen Türkisfarben. Aber alleine ist man an dem Strand natürlich nicht. Die Pläne für die nächsten All-Inclusive-Hotels stehen und die Baukräne sind bereits vor Ort.

Zwei Tage lang sehen wir uns auch Varadero an – die All-Inclusive-Hochburg Kubas. Zum Glück ist es weniger schlimm als befürchtet, denn neben den Hotelketten gibt es auch einen kleinen Ort mit günstigen Unterkünften und man kann sich durchaus auch abseits der Hotels bewegen. Da Varadero vom Tourismus lebt, sind die hier lebenden Kubaner weit besser gestellt und haben Zugang zu mehr Produkten.

Warum wir den Aufenthalt trotz der schönen Strände und Städte um zwei Wochen verkürzen, hat verschiedene Gründe: Zu vielen Zielen ab vom Touristenstrom gibt es kaum oder gar keine öffentlichen Verbindungen, ein teures Taxi ist somit unumgänglich, für viele Wanderungen ist zudem ein Guide Pflicht. Alles teuer, leider zu teuer für unser Budget. Eine Mietauto, mit dem man die Insel bestimmt weit besser erkunden könnte, ist so kurzfristig auch kostspielig. Zudem ist man mehr als in jedem Land, das wir bislang bereist haben, ein wandelnder Dollar-Schein und nur selten stoßen wir auf kalkülfreie Freundlichkeit.

Cusco

Nach Bolivien ist unsere vorerst letzte Station in Südamerika Cusco in Peru. Dort besuchen wir unsere Freundin Magda und verbringen zehn Tage bei ihr. (An dieser Stelle nochmals danke an Magda und Yuri!) In Cusco legen wir eine kleine Reisepause ein. Es tut gut, zehn Tage lang nicht den Rucksack zu packen und weiterzuziehen. Wir verbringen die Zeit mit Kochen, Brezen backen, Herumschlendern, Arbeiten, der Steuererklärung und weiteren Reiseüberlegungen. Da wir nicht im Zentrum wohnen, können wir zum Glück etwas fernab des Touristenstroms entspannen, denn vermutlich ist Cusco mit seinem schönen Zentrum der bislang touristischste Ort, an dem wir bislang auf unserer Reise waren. Das nahegelegene Machu Picchu lockt Touristen jeglicher Art aus der ganzen Welt an.

Am letzten Wochenende besuchen wir einige Inka-Stätten in Cuscos direktem Umland sowie die Städte Pisac und Ollantaytambo im Valle Sagrado. Die an diesen Orten gelegenen Inka-Ruinen betrachten wir allerdings nur von außen, da hier alles viel Eintritt kostet.

Copacabana – Isla del Sol

Als letzte Station in Bolivien verbringen wir zwei Tage am Titicacasee (3812m) in der Stadt Copacabana und auf der Isla del Sol. Laut der Mythologie der Inka wurde dort die Sonne geboren. Auf der Insel gibt es keine motorisierten Fahrzeuge, dafür aber Inkaruinen, tolle Blicke auf die Cordillera Real, schöne Strände und klares Wasser. Leider laden die kalten Außen- und Wassertemperaturen nicht zum Baden ein.

Die drei Wochen in Bolivien haben uns beeindruckt, da Bolivien kulturell und landschaftlich sehr vielfältig ist. Vor allem das Altiplano hat es uns angetan. Wir hätten ohne Probleme noch einige Wochen mehr hier verbringen können, um auch die untouristischeren Ecken zu erkunden. Lediglich die Kälte und das Frieren in unseren Zimmern ohne Heizung werden wir nicht vermissen.

La Paz

La Paz – die einen Reisenden lieben die Stadt, die anderen finden sie furchtbar. La Paz ist chaotisch, man sieht rundum unverputzte Ziegelbauten, die Straßen sind verstopft und ein penetranter Abgasgeruch ist allgegenwärtig. Supermärkte sind Mangelware, denn in La Paz spielt sich alles auf der Straße ab: jede zwei Meter ein Straßenstand und jeden Tag irgendwo ein unübersichtlicher Markt. La Paz ist anders, man fühlt sich im Vergleich zu Santiago und Buenos Aires nicht wie in Europa, deshalb ist die Stadt spannend für uns. Und obendrein fasziniert die Lage im Altiplano-Gebirgstal.

Wird man in La Paz auf den Märkten nicht fündig, fährt man mit der Gondel hoch in die angrenzende Stadt El Alto auf einen der größten Märkte Südamerikas, auf dem es einfach alles gibt. In über drei Stunden sehen wir nur einen Teil. El Alto ist vor allem indigen geprägt und noch merklich ärmer als La Paz. Leider lebt wie so oft ein Großteil der indigenen Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

PS: Über die Gondeln in La Paz gibt es hier bei Youtube einen kurzen Beitrag.

Potosí und Sucre

Potosí liegt auf 4067m über dem Meeresspiegel im bolivianischen Teil des Altiplano, der größten Hochebene außerhalb Nepals. Während der Busfahrt von Uyuni lohnen sich lange Blicke aus dem Fenster: weite Landschaften (mit zahlreichen Alpakas) ziehen vorbei. Potosí ist bunt und lebendig, aber es ist auch kalt in dieser Höhe.

Sucre – die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens – besticht im Zentrum durch ihre gut erhaltenen Bauwerke aus der Kolonialzeit und durch palmengesäumte Plätze, die dem milden Klima auf “nur” 2700 Metern zu verdanken sind. In den zahlreichen Cafés und Restaurants finden wir leckeres Essen und gute Plätze zum Arbeiten.

Trotz der Architektur vergisst man vor allem abseits des Zentrums in beiden Städten nicht, dass man in Bolivien ist. Auf den 50cm breiten Gehsteigen herrscht ein wuseliges Durcheinander, die meisten Häuser haben keine Fassade, die Märkte sind chaotisch, alte Minibusse blasen einem schwarze Abgase ins Gesicht und von den recht improvisierten Busschaltern setzt sich der Ton der Ticketverkäuferinnen im Ohr fest, die schreiend ihre Busziele verkünden. Aber vielleicht macht genau diese Mischung aus schön und etwas chaotisch vor allem Sucre so charmant und damit zu einer unserer Lieblingsstädte in Lateinamerika.

Salar de Uyni

Von Calama fahren wir mit dem Bus frühmorgens nach Uyuni. Ohne Heizung erfrieren wir fast im Bus, bis die etwas wärmende Sonne endlich über dem Altiplano aufsteigt. Als wir Uyuni erreichen, sind wir wieder aufgetaut.

Uyuni ist wie San Pedro de Atacama geprägt vom Backpacker-Massentourismus. In Zentrum reihen sich die Tour-Agenturen, Unterkünfte und Restaurants aneinander. Bewegt man sich jedoch etwas abseits der beiden Touristenstraßen, bekommt man kleine Einblicke in das lokale Leben. Wir sind in einem anderen Land angekommen: das Leben ist sehr einfach, an jeder Ecke verkaufen Frauen in traditioneller bunter Kleidung Essen, Säfte oder Obst, die Menschen sind auffallend distanziert und plötzlich ist das Spanisch gemächlich langsam.

Von Uyuni aus machen wir eine Tagestour zur größten Salzwüste der Welt. Wir fahren in unserem Jeep kilometerlang über das weite Weiß, bevor es inmitten dieser unwirklichen Umgebung Mittagessen gibt. Anschließend fahren wir zur von Kakteen gesäumten Isla Incahuasi, von der wir einen Rundumblick auf die Wüste bekommen und die ab- und anfahrenden Jeeps beobachten, die in den Weiten der Wüste wie Spielzeugautos wirken.

Zum Sonnenuntergang steuern wir einen Teil der Salzwüste an, der aus der Regenzeit noch mit etwas Wasser bedeckt ist, wodurch ein natürlicher Spiegel entsteht. Es ist ein surreales Naturschauspiel: die umstehenden Jeeps und Menschen scheinen zu schweben und wir fühlen uns wie im Himmel, da wir optisch auf Wolken gehen, während wir auf einen doppelten Sonnenuntergang blicken.

Punta Choros – Valle Elqui

Auf dem Weg in den chilenischen Norden haben wir einen Stopp in La Serena eingelegt und uns wieder mit unseren Münchner Freunden getroffen. Von dort aus haben wir die Umgebung erkundet: das abgeschiedene Fischerdorf Punta Choros und seine umliegenden Inseln an der Küste, die Sternwarte Mammalluca (die leider durch eine schlechte Tour enttäuscht hat) und das Valle Elqui, in dem man eine karge Berglandschaft mit grünen Tälern vorfindet, die für seine Pisco-Produktion bekannt ist.

Nach einer 15-stündigen Fahrt mit dem Nachtbus sind wir heute gemeinsam in der Atacama-Wüste angekommen, wo wir nach langer Zeit wieder sommerliche Temperaturen vorfinden. Ab morgen geht es mit dem Miet-Jeep durch die Wüste.

Valparaíso

In Valparaíso haben wir die ersten Tage aufgrund des strömenden Regens vor allem in unserem Zimmer verbracht, bevor es am letzten Tag aufgerissen hat und wir die Stadt auch noch bei Sonnenschein zu Gesicht bekommen haben.

Die Hafenstadt, die auf 45 Hügeln liegt, wirkt rauher und weniger modern als Santiago, aber es ist eine spannende Stadt. Die touristischen Hügel Cerro Alegre und Cerro Concepción sind sehr schön hergerichtet, wohingegen das alte Hafenviertel aus vielen verwahrlosten Gebäuden besteht. Viele Bauten haben englischen, italienischen oder deutschen Einfluss. Durch diese verschiedenen bunten Bauarten, die Streetart, die sich unter verschmierte Häuser mischt, und die historischen Zahnradaufzüge der Stadt, die das Zufußgehen auf die Hügel ersparen, wird schnell klar, warum Valparaíso oft als Freilichtmuseum bezeichnet wird.