Budapest

Auf dem Weg nach Deutschland legen wir einen letzten Stopp in Budapest ein. Damit setzt sich unsere schrittweise Rückkehr fort: kein Chlor mehr im Leitungswasser, Biergläser haben wieder die richtige Größe und es gibt wieder günstigen Käse!

Budapest strotzt vor großer Architektur aus alten Zeiten. Beinahe hinter jeder Kurve in der Innenstadt verbirgt sich das nächste schöne Gebäude. Wir sind zurück in Europa. Einige Tage verbringen wir arbeitend im Coworking-Büro und bekommen zum Abschluss noch spontan Besuch aus Stockholm!

 

Trekking in Langtang und Gosainkund

Für unser nächstes Wandervorhaben erhalten wir Besuch von Freunden aus München. Eigentlich wollen wir den Manaslu-Trek laufen. Dieser ist aber angeblich wegen zu hohem Schnee gesperrt. (Konkrete Aussagen zu Konditionen in den Bergen sind hier in Nepal auch in den Reiseagenturen überraschend schwer zu erhalten.) Als Alternative geht es ins Langtang-Tal und zu den Gosainkund-Seen. Elf Wandertage, ein Gipfel auf 4984m und ein Pass mit 4600m warten auf uns.

Nach der bisher schlimmsten Busfahrt der Reise (acht Stunden Nahtoderfahrung; Kopf trifft Dach) geht es ins Langtang-Tal. Der Aufstieg erfolgt die ersten beiden Tagen durch überraschend grüne Landschaft. Die Baumgrenze liegt deutlich über 3000m.

Am Ende des Tals besteigen wir in dünner Luft den Tserko Ri mit 4984m und grandioser Aussicht.

Im zweiten Teil steigen wir durch fast sanfte Waldlandschaften langsam in Richtung Gosainkund-Seen auf. Hier müssen wir zwei recht kurze Etappen einlegen. Nur so lässt sich die Gefahr von Höhenkrankheit reduzieren (je nach Literatur sollte die Schlafhöhe ab ca. 2500m pro Tag um nicht mehr als 300-600 Höhenmeter gesteigert werden). Folglich müssen wir vor der Passüberquerung nach nur zweistündigem Aufstieg bei frostigen Temperaturen auf 3.900m eine Zwangspause einlegen.

Bei atemberaubender Aussicht auf Manaslu, das Ganesh-Himal-Massiv und einen tibetischen Achttausender geht es am Folgetag über den Laurebina Pass auf 4600 Metern. Ein grandioser Bergtag. Anschließend steigen wir zwei Tage lang durch Wälder, Reisterrassen und Bergdörfer (leider streckenweise auf einer Schotterpiste) in Richtung Kathmandu ab.

 

Nach Thailand?

Nach über einem Jahr auf Reisen sind wir auf der Suche nach einem Ort, an dem wir uns für einige Wochen zum Arbeiten niederlassen können. Wir suchen einen Ort mit günstigen Lebenshaltungskosten und gutem Internet, optimal noch mit einem Coworking Space, und wenn das Außenrum noch etwas hergäbe, umso besser.

Da wir bis Anfang Januar auf den Philippinen waren und wir für März Nepal auf dem Plan hatten, war auch im Hinblick auf die Flugpreise Südostasien eine gute Option. Der wohl beliebteste Hub ortsunabhängig Arbeitender in der Region ist die Insel Bali in Indonesien. Mit $275 Monatsmiete kosten Coworking Büros dort allerdings mehr als in Barcelona und da auch die sonstigen Kosten das nicht ausgleichen, ist Bali unserer Meinung nach zum Arbeiten mittlerweile eigentlich uninteressant.

In Thailand hingegen gibt es auf der Insel Koh Lanta den Coworking Space KoHub, der sich marktgerecht als „Tropical Coworking“ bewirbt. Top Internet, Schreibtische (Laptoptische?) auf der Gartenterrasse oder im klimatisierten Büroraum und zwei Minuten Gehdistanz zum Strand. Wenn man bei Google nach „beste Coworking Spaces der Welt“ sucht, kommt man ums KoHub nicht herum. In Kombination mit dem günstigen Flugpreis von den Philippinen war das dann auch Anlass genug für uns, nach Thailand zu fliegen.

Jetzt ist Thailand natürlich furchtbar langweilig. Hier war wirklich jede/r schon – und zwar am besten bereits in den 70ern, als hier noch der Hippie Trail vorbeikam. Da war es hier noch authentisch, das echte Thailand eben! Aber auf keinen Fall 2017. Nach Thailand fahren die Steuererklärung-Im-Januar-Macher. Backpacker fahren heute nach Äthiopien, Kolumbien oder doch zumindest bitte nach Peru, da ist in Machu Picchu auch viel los, aber das klingt individueller! Thailand, das klingt nach Pauschalurlaub und Sex-Tourismus.

Und doch war Koh Lanta dann genau das, was wir suchten: eine willkommene Pause vom Reisealltag. Tatsächlich ist Thailand an touristischer Infrastruktur schwer zu übertreffen. Nimmt man dazu noch die thailändische Gastfreundlichkeit und die thailändische Küche ergibt sich nach zwölf Monaten reisen eine angenehme Auszeit.

Und wer hat nun Recht? Ist Thailand in 2017 Traum oder Albtraum? Wissenschon, “same same but different”.

Übernachtungsstatistik 2016

Und gleich noch einen hinterher: die Gesamtstatistik 2016! Da ist einiges zusammen gekommen.

Unsere Übernachtungen in 2016:

  • Van: 79 Nächte
  • Hostel: 69 Nächte
  • Camping: 43 Nächte
  • Untermiete: 42 Nächte
  • Airbnb: 41 Nächte
  • bei Freunden: 21 Nächte
  • Hotel: 21 Nächte
  • Pension/Resort: 19 Nächte
  • Casa Particular (Kuba): 14 Nächte
  • Housesitting: 6 Nächte
  • Nachtbus: 5 Nächte
  • Refugio: 2 Nächte
  • Cabaña: 2 Nächte
  • Flugzeug: 1 Nächte
  • Datumsgrenze: 1 Nächte

Davon gratis: 114 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 7,29 €.

(Davon waren 66 der Gratisnächte im Van, also eigentlich auch nicht ganz umsonst.)

Flug mit Hindernissen

(Liebe Photogalerie-Besucher, dies ist leider ein reiner Text-Beitrag… beim nächsten Mal gibt es wieder etwas für euch, versprochen!)

Eine Weltreise-Anekdote: Auf den Seiten des Auswärtigen Amtes heißt es bei den Einreisebestimmungen sinngemäß gerne einmal: “Einreise nur mit Vorlage eines Rückflug- oder Ausreisetickets möglich”. Diesen Hinweis gab es für Argentinien, Peru, die USA, China und Taiwan. Für Kuba hieß es, am Flughafen müsse bei der Einreise schriftlich das Bestehen einer Auslandskrankenversicherung nachgewiesen werden. So gut wie nichts davon ist bisher eingetreten. Während wir für Argentinien noch bereits in München ein Fährticket nach Paraguay gekauft hatten, das bei der Einreise niemanden interessierte und im Folgenden ungenutzt verfiel, waren wir bei den nächsten Flügen etwas entspannter. Lediglich für China, wo wir von der strengen Visa-Praxis wussten, hatten wir bereit Weiterflugtickets [1].

Bei unserem Flug auf die Philippinen heute (unserem zehnten Flug auf dieser Reise) waren wir dann noch eine Stufe entspannter (andere würden sagen nachlässiger) und hatten uns gleich gar nicht wirklich über die Einreisebestimmungen informiert. Wir wussten lediglich, dass es wohl ein “Visa on Arrival” gibt. Dementsprechend überrascht waren wir, als uns am Check-In-Schalter in Taipeh eröffnet wurde, dass uns die Airline ohne Nachweis eines Weiterflugtickets nicht mitnehmen würde.

Was macht man also als routinierter Weltenbummler? Das Angebot, direkt am Schalter einen Rückflug nach Taiwan zu buchen, konnten wir natürlich nicht annehmen – wer bucht schließlich noch offline und wie würde die Reaktion sein auf die Frage “Lässt sich der Flug auch gleich stornieren?”? Also schnell den Rechner geöffnet, ins (zum Glück vorhandene und benutzbare) Flughafen-WLAN eingeloggt und nach kurzer Recherche für knapp 500 Euro für drei Tage später einen Flug nach Singapur gebucht, mit Super-Duper-Flexi-Option, angeblich stornierbar für US$33 pro Person. (Die nächstbeste Option wäre ein Flug nach Kuala Lumpur für US$58 p.P. gewesen, nicht erstattbar.) Mit auf dem Laptop geöffneter Flugbestätigung am Check-In-Schalter fuchtelnd erhielten wir dann schließlich die ersehnten Boarding-Pässe.

Ich muss wohl nicht groß ausführen, welch Farce dieses ganze Prozedere ist. Ja, die Airline handelt wohl nur auf Anweisung des Einreiselandes und ja, dieses möchte wohl lediglich seine Immigrationsvorschriften umsetzen. Aber nein, ein PDF auf Handy, Computer oder Papier ist halt leider keine Garantie für eine Ausreise . Genauso wenig wie ein legitimes Ausreiseticket das ist. Schließlich muss man so eins ja nicht wahrnehmen [2].

Selbstredend haben wir das Ticket direkt nach unserer Ankunft storniert. Kostenpunkt voraussichtlich 40 Euro p.P..


[1] Für China lässt sich außerhalb Deutschlands oder Spaniens wohl sowieso nur in Hong Kong ein Visum für drei Monate beantragen. Das für Shanghai neu eingeführte 144-Stunden-Transit-Visum, dessen wir uns bedient haben, hat ganz explizite Ein- und Ausreise-Bestimmungen, weswegen wir sowieso ein Weiterflugticket haben mussten.

[2] Aber wer weiß, vielleicht hat die Empirie hier ja Gegenteiliges ergeben und wir sind unglücklicherweise die Leidtragenden eines ansonsten brillanten Systems.

Übernachtungsstatistik November

Im November kommen nach elf Monaten zwei neue Kategorien hinzu. Die erste ist Übernachtung bei Verwandten, da wir in Shanghai drei Tage lang bei Steffis Cousin und dessen Familie wohnen durften (vielen Dank nochmals an Markus und Vicky!).

Die zweite Kategorie ist etwas skurril und wird auf dieser Reise wohl nur das eine Mal vorkommen: Überquerung der Datumsgrenze. Auf unserem Flug von Vancouver nach Shanghai am 17. haben wir während des Einsammelns von acht Stunden Zeitverschiebung irgendwann “mittags” die Datumsgrenze zum 18. überschritten. Daher hatte unser November eigentlich nur 29 Nächte. Da wir aber auf unserer Erdumrundung in Richtung Westen mit jeder Zeitzone eine Stunde gewinnen, erhalten wir die Nacht quasi in der Summe “zurück”. Somit hat das hier eher etwas mit Buchführung zu tun, aber wo besser als bei 180° Ost/West.

Unsere Übernachtungen im November:

  • Untermiete Vancouver: 16 Nächte
  • Hostel: 6 Nächte
  • Airbnb: 4 Nächte
  • Übernachtung bei Verwandten: 3 Nächte
  • Überquerung der Datumsgrenze: 1 “Nacht”

Davon gratis: 4 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 9,95 €.

Übernachtungsstatistik Oktober

Mit Hotelaufenthalt in Las Vegas und Untermiete in einer WG in Vancouver ist der Oktober trotz vieler Übernachtungen im Van unser teuerster Übernachtungsmonat in Nordamerika.

Unsere Übernachtungen im Oktober:

  • Übernachtung im Van: 20 Nächte
  • Untermiete Zimmer Vancouver: 6 Nächte
  • Übernachtung Hotel: 2 Nächte
  • Übernachtung im Zelt: 2 Nächte (yay!)
  • Übernachtung Airbnb: 1 Nächte

Davon gratis: 16 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 6,12 €.

Zion Nationalpark

Der Zion Nationalpark in Utah bietet spektakuläre Panoramen und Fotogelegenheiten für professionelle Fotografen (wie eine Google-Image-Suche unschwer belegt) – wenn man es irgendwie schafft, Fotos ohne Touristen zu knipsen. Zion ist einer der meistbesuchten Parks der USA, bei überschaubarer Größe. Es kommt Rush-Hour-Stimmung auf. Der Ansturm ist groß und die Shuttle-Busse durch das Tal überfüllt.

Die Wanderung auf Angels Landing (zugegebenermaßen wohl die populärste Wanderung hier) ist trotz Start in der Morgendämmerung gut besucht. Der Aufstieg ist spitze: felsig und sehr ausgesetzt. Am Ende wartet eine grandiose und malerische Aussicht. Beim Abstieg herrscht dann bereits Hochbetrieb. Stau an den schmalen Gratstellen,Turnschuh-Touristen, die sich offensichtlich übernommen haben und bei manchen fließen Tränen – Natur genießen geht anders.

Las Vegas

Es ist nach Sonnenuntergang, irgendwo in der Wüste an der Grenze zwischen Kalifornien und Arizona. Wir fahren auf einem dieser nicht endenden amerikanischen Highways, geradeaus bis zum Horizont. Es ist stockdunkel und die schwachen Scheinwerfer unseres betagten Astro-Vans verlieren sich in der flachen Weite. Seit Minuten sehen wir die Lichter eines entgegenkommenden Autos am Horizont, nur zu bewegen scheint es sich nicht. Nichts in dieser fast surrealen Situation macht uns glauben, dass wir nur zwei Stunden später in dem wohl größten Erwachsenen-Spielplatz der USA stehen werden – Vegas Baby!

Wir haben uns zwei Nächte im Stratosphere Hotel eingebucht. Jetzt in der Nebensaison in der Mitte der Woche gibt es hier das Doppelzimmer für $60 – King Size Bed, Eismaschine und natürlich Kasino im Hotel inbegriffen. (Zum Vergleich: oft kosten die günstigsten Motels auf dem Land $90.) In der Wüstenoase für Glücksspielanbeter warten wenig echte Überraschungen. Zu oft war die Stadt Kulisse für Hollywood-Filme.

Der “Las Vegas Strip” mit den modernen Kasinos bietet natürlich viel Bling-Bling – Besuch nachts obligatorisch. Das Glücksspiel ist verpackt in pompöse Nachahmungen berühmter Gebäude: Eiffelturm, Venedig, New York, Kolosseum – natürlich alles in Leichtbau und Plastik. Kasinos gibt es in jeglicher Ausführung, von der schicken bis hin zur verschlissenen Variante. Und auch in jeder Tankstelle finden sich Spielautomaten.

Etwas Neues findet sich dann doch: weit nördlich des Strips liegt Downtown – das “alte” Las Vegas – mit den alteingesessenen Kasinos. Was zunächst nach Vintage-Flair klingt, sind in Wirklichkeit in die Jahre gekommene Kasinos, weniger poliert und anrüchiger als auf dem Strip. Hier in der Fremont Street werden noch ein paar mehr Watt für die Licht- und Musikbeschallung eingesetzt. (Protip: in den Downtown-Kasinos sind jedoch die Spielquoten deutlich besser. Blackjack zahlt hier noch 3:2, auf dem Strip fast überall nur noch 6:5.)

Unser Fazit: Las Vegas ist High Intensity. Auf jeden Fall einen Besuch wert, aber Abseits des Treibens und Funkelns auf dem Strip hat Las Vegas nichts zu bieten, sodass man dann nach zwei oder drei Tagen auch gerne wieder abreist.

Auf dem Weg nach Utah stoppen wir bei der Hoover-Talsperre und dem Stausee Lake Mead inmitten der Wüste. Durch den Stausee, der den Colorado River aufstaut,  werden Teile Kaliforniens, Arizonas und Nevadas mit Wasser und Strom versorgt. Doch die Dürre der letzten Jahre und der erhöhte Wasserbedarf in Las Vegas haben ihre Spuren hinterlassen. Noch in den 80er Jahren reichte das Wasser bis zur Verbindungsbrücke der Türme.

Silicon Valley

Ohne eine genaue Vorstellung zu haben, was uns erwarten würde, fahren wir von San Francisco ins Silicon Valley. Man denkt an Google, Apple, Facebook. An HP, Sun und IBM. An Startup-Kultur, Apps und Venture Capital. Was man findet sind einige zusammengewachsene Kleinstädte, große Firmenkomplexe und eine Universität (Stanford). Beim lokalen Starbucks in Mountain View fühlt man sich in die Kantine eines Großkonzerns versetzt. Anzugträger sprechen über das Return on Investment des Umstiegs auf NoSQL-Datenbanken. Spannend ist das nicht. Subkulturen scheint es auch nicht zu geben. Bei ähnlich hohen Mietpreisen wie in San Francisco ist das tägliche Pendeln dann vielleicht doch die bessere Option.

Eine Woche Cancún

Nach Kuba legen wir einen kurzen Stopp in Mexiko ein, um (mit Internet!) unsere weiteren Reisepläne zu konkretisieren. Cancún ist besonders im nordamerikanischen Winter eine Touristenhochburg. Jetzt in der Nebensaison ist das Aufkommen aber mehr als erträglich, insbesondere wenn man sich von der Zona Hotelera fernhält.

Kuba!

9c6c5cf0-e6e2-4221-89b9-718f40c13831In zwei Stunden fliegen wir nach Havanna, Kuba! Wir freuen uns auf die warmen Temperaturen und können es kaum erwarten, uns in unsere kurze Hose zu schwingen und vier Wochen in karibischem Wetter zu reisen.

Da es auf Kuba nur sehr begrenzten Internetzugang gibt, geht der Blog im Juni offline.

Falls wir einen sicheren Ort finden, an dem wir unsere Campingausrüstung und Elektronik vier Wochen lang lagern können, werden wir auf unseren Tagesrucksack umsteigen und die Insel nur mit Hose, T-shirt und Zahnbürste bereisen.

Übernachtungsstatistik Mai

Unglaublich, aber wahr: im fünften Reisemonat kommen ganze drei neue Übernachtungskategorien hinzu: Wohnung bei Freunden, Refugio (Berghütte) und Flugzeug! Insgesamt verzeichnen wir bei weitem den Monat mit den günstigsten Übernachtungskosten. Warum zeigt sich in der Statistik.

Unsere Übernachtungen im Mai:

  • Hostel: 11 Nächte
  • Wohnung bei Freunden: 9 Nächte
  • Hotel: 6 Nächte
  • Nachtbus: 2 Nächte
  • Refugio: 2 Nächte
  • Flugzeug: 1 Nacht

Davon gratis: 10 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten: 4,15 € (davon in Bolivien, ohne die Nächte in Peru: 6,02 €).

Huayna Potosí – 6088m

Eine Warnung vorab: hier gibt es ungewöhnlich viel Text! Der Anstrengung der hier beschriebenen Tour geschuldet konnten wir die Erfahrung nicht in Photos festhalten, sondern lediglich versuchen sie in Worten zu beschreiben. (Im Zweifel einfach durch die Photos klicken… ein, zwei gute sind schon dabei. : )

Über La Paz und vor allem von El Alto aus gut sichtbar ragen der Illimani (6493m) und der Huayna Potosí (6088m). Die beiden Berge sind zwei der insgesamt sieben Sechstausender der Cordillera Real, die sich 125km lang bis zum Titicacasee erstreckt . Wir entschließen uns zu einem Abenteuer: der Huayna Potosí lässt sich ohne große technische Vorkenntnisse besteigen. In La Paz buchen wir eine dreitägige Tour inkl. Bergführer und Gletscherausrüstung.

Tag 1: wir fahren von La Paz mit Proviantstopp am Mercado in El Alto zum Base Camp auf ca. 4700m. Von dort geht es am Nachmittag zum Gletschertraining! In voller Montur steigen wir auf zum Anfang des Gletschers. Hier lernen wir das Verhalten auf Schnee und Eis, insbesondere das Gehen mit Eisaxt und Steigeisen. (Gletscherspaltenbergung üben wir nicht; die Spalten auf dem Aufstiegsweg sind vergleichsweise klein und es befinden sich genügend andere Bergführer auf der Strecke.) Anschließend dürfen wir uns noch an einer 90° Kletterei versuchen. Beim tatsächlichen Aufstieg wird es nicht so steil sein.

Wir steigen wieder ab zum Base Camp. Nach dem Abendessen (einfach, aber wie bestellt vegetarisch) halten wir uns noch bis etwa 22:00 Uhr wach und gehen schließlich ins Bett. Die Nächte sind hier oben mitunter kritisch. Die Atmung lässt sich nicht bewusst kontrollieren und die Höhenluft kann zum schleichenden oder plötzlichen Einsetzen der Höhenkrankheit führen. Wir befinden uns bereits seit 22 Tagen auf über 2000m (in Potosí sogar auf über 4000m) und in La Paz auf ca. 3650m. Die Nacht im Base Camp verläuft ohne Probleme.

Tag 2: wir steigen um 9 Uhr vom Base Camp zum High Camp auf knapp über 5100m auf. Lediglich zwei Stunden dauert der Aufstieg, doch wir transportieren unsere gesamte Ausrüstung und auf dieser Höhe schmerzt jedes halbe Kilogramm. Die Luft wird dünn, jeder zu schnelle Schritt erfordert einen Stopp.

Den Rest des Tages entspannen wir im High Camp. Fast etwas langweilig ist es, aber der Tag dient vor allem zur weiteren Akklimatisierung. Wir lernen die anderen Gipfelaspiranten kennen und trinken viel Koka-Tee, der nach fester Überzeugung der Bolivianer die Effekte der Höhe mindert.

Am zweiten Tag geht es um 19:00 Uhr früh zu Bett. Der nächste Tag wird herausfordernd.

Tag 3: der vom Bergführer vorgegebene Zeitplan ist straff: 0:00 Uhr aufstehen, bis 0:30 Uhr Ausrüstung anlegen und Rucksack (Tee, Schokolade, Snacks, Kamera) packen. Um 1:00 Uhr ist Aufbruch. Der Aufstieg dauert je nachdem fünf bis sieben Stunden, der Abstieg zwei bis drei. Wir brechen so früh auf, weil der Gletscher nach Sonnenaufgang mit jeder Stunde mehr Gefahren birgt: der von der Sonne erweichte Schnee würde die steilen Passagen trotz Steigeisen zur Rutschpartie machen, die Wahrscheinlichkeit unerwarteter Gletscherspalten und die Lawinengefahr steigen.

Spoiler Alert: aufgrund des Aufstieges in der Nacht gibt es so gut wie keine Photos vom Aufstieg und selbst die Photos vom Abstieg beschränken sich auf flache Partien, während derer wir gefahrlos photographieren konnten.

Etwas surreal ist das ganze Unterfangen schon. Mit dem Aufstieg bei Dunkelheit fehlt uns jede Orientierung. Wir gehen zu dritt – Bergführer Marmerto, Steffi und ich – dazwischen jeweils ca. fünf Meter Seil. Der Blick nach vorne enthüllt genau den Lichtkegel der Stirnlampe. Drei Meter Schnee, darum herum tiefschwarzes Nichts. Der Boden knirscht, die Nase friert, aber am meisten beschäftigt uns der Sauerstoffmangel. Zehn Schritte ohne Probleme, dann ein Räuspern, ein Schlucken oder ein Husten und plötzlich ist der Rhythmus weg, kein Sauerstoff mehr, wir müssen stehen bleiben. Fünf Schritte, Pause. Dreißig Schritte, Pause. Zehn Schritte, Pause. Sechzig Schritte, Pause. So kämpfen wir stetig gegen die Höhe an. Steffi hat von Anfang an Probleme mit der Atmung.

Wir halten erschöpft an einer flachen Stelle. Der Guide mahnt zum Weitergehen. Lawinengefahr. Etwas unerwartet gelangen wir an eine Kletterstelle. Mit Steigeisen und Eisaxt klettern wir zu dritt mit bis zu 70° Steigung ca. 20m nach oben. Mitten in der Kletterstelle geht laut tosend neben uns eine Lawine ab. (Bei Tageslicht konnte man später sehen, dass in einiger Entfernung lediglich ein wenig Schnee abgegangen war.) Die Hand an der Eisaxt zittert. Fokus auf’s Weiterkommen: Fuß, Fuß, Axt, Fuß, Fuß, Axt.

Wir arbeiten uns weiter voran. Steffi bekommt immer mehr Probleme mit der Luft. Auf ausgesetzte Passagen folgen flache Passagen folgen steile Passagen. 5600 Meter. Es bläst ein eisiger Wind. 5700 Meter. Immer mehr lange Pausen. Die Worte des Expeditionsleiters am ersten Tag: “Bei der dreitägigen Tour erreichen im Schnitt 80% den Gipfel. 20% müssen aufgrund von Höhenkrankheit umkehren.” Als bei Steffi Schwindel einsetzt ist klar, dass sie heute zu den 20% gehört. Mit schwindender Trittsicherheit wird auch der Abstieg noch zur Herausforderung werden. Auf 5800m muss Steffi umkehren. Ich kann mich einer uns überholenden Zweierseilschaft unserer Agentur anschließen. Steffi steigt mit unserem Bergführer ab. (Der Abstieg über die Schlüsselstelle passiert ohne große Probleme, aber später im Camp verschlechtert sich Steffis Sehfähigkeit – die Höhenkrankheit ist in vollem Gange.)

Der weitere Aufstieg – jetzt mit Viktor und Bergführer Juan – hat es noch in sich. Glücklicherweise ist Viktor einen Schritt langsamer als ich. An einer steilen, ausgesetzten Felspassage kommen mir letzte Zweifel. Doch das spielt jetzt keine Rolle mehr. Zu nah ist der Gipfel. Zu viel hatte ich bereits gelitten. Die letzten Höhenmeter sind sehr steil, unglaublich hart und ebenso unwirklich. Viktor erlaubt mir Verschnaufpausen. Der Gipfel selbst schließlich ist eng (vielleicht zwei auf zwei Meter), steil, gefährlich und wunderschön. Tränen fließen, Juan schießt ein Photo und wir steigen ab.