Von Aqaba am Roten Meer in Jordanien überqueren wir die Grenze nach Eilat in Israel. Der Kontrast zwischen Aqaba und Eilat ist groß, denn Eilat ist die israelische Urlaubs- und Partystadt. In Jordanien wäre das nicht vorstellbar. Zusätzlich ist vieles so, wie man es von zu Hause kennt. Die Straßen sind top ausgebaut und es gibt Kreisverkehre mit Blumenbeeten.
Wir bleiben nicht in Eilat, sondern fahren direkt weiter nach Jerusalem, wo wir einige Tage bei einem Freund verbringen. Westjerusalem ist angenehm und recht entspannt. Die Gegend um den Mahane Yehuda Markt ist quirrlig mit netten Bars und Cafés, aber abseits davon ist nicht allzu viel los.
Jerusalem zieht viele Gläubige an, so sieht man viele Menschen mit Kippa, der jüdischen Kopfbedeckung . Das Stadtbild prägen zudem auch die vielen streng religiösen Ultraorthodoxen (in Jerusalem circa 30% der Bevölkerung) [2], die durch ihre großen Hüte und langen Mäntel in Schwarz auffallen.
Jerusalem ist eine der wichtigsten Städte der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum. Vor allem in der Old City spiegelt sich dies wieder. So reihen sich dicht an dicht ein jüdisches, christliches und arabisches Viertel aneinander. Auch ein armenisches Viertel gibt es. Geht es im christlichen und jüdischen Viertel recht ruhig zu, so steht man ein paar Meter weiter im arabischen Viertel im lebhaften Treiben. Von hier führt der Weg durch das Damaskustor ins arabische Ostjerusalem.
Gläubige der drei Religionen versammeln sich in der Old City an ihren jeweiligen Gebetsstätten – Juden an der Klagemauer, Christen an der Grabeskirche und Muslime im Felsendom auf dem Tempelberg. Dieser Dom ist Nicht-Muslimen nicht zugänglich. Gerade die Nutzung des Tempelbergs ist immer wieder einer der Konfliktherde, der durch Provokationen auf beiden Seiten entfacht wird [1].
Wir unternehmen einige Tagesausflüge in der Gegend um Jerusalem, unter anderem zum Wandern in der Wadi Qelt im Westjordanland und zum Entspannen am Toten Meer. Hier finden wir uns nach den hohen Pässen Nepals plötzlich auf 420 Meter unter dem Meeresspiegel wieder.
[1] Eine Meinung zum Israel-Palästina-Konflikt hat in der westlichen Welt meist jeder. Darüber wundern sich auch viele Israelis. Denn der jahrzehntelange Konflikt ist nicht in einer Minute zu durchschauen, vor allem wenn man nicht in Israel/Palästina aufgewachsen ist. Zudem vergisst man meist, zwischen der Politik und der Bevölkerung zu unterscheiden. So ist beispielsweise laut unserer Freunde Netanjahu bei den liberaleren Teilen der Bevölkerung aufgrund seiner Siedlungspolitik äußerst unbeliebt. Soweit wir es hier mitbekommen, wünschen sich viele Frieden mit Palästina und man kritisiert die Abschottung Gazas, aber die Angst vor der Hamas ist groß.
[2] Ultraorthodoxe Juden leben überwiegend in Jerusalem, meist in eigenen Communities unter sich und genießen viele Ausnahmeregelungen. Sie beziehen Geld vom Staat und müssen keinen Wehrdienst leisten, der in Israel für Männer drei Jahre lang und für Frauen zwei Jahre lang verpflichtend ist. Viele Männer arbeiten nicht, sondern widmen sich dem täglichen Studium des Talmud. Am Sabbath (jeden Samstag), dem Ruhetag im Judentum, werden strenge Regeln eingehalten. Unsere nicht-religösen Freunde erzählen, dass unter Ultraorthodoxen alles, was dem Anzünden eines Feuer gleichkommt, am Sabbath verboten ist, wie z.B. das Autofahren (Anzünden des Motors) oder das Anschalten des Lichtes. Nur Licht, das bereits vor dem Sabbath brennt, darf weiterbrennen. Die Nicht-Teilnahme an der Arbeitswelt und dem Wehrdienst der Ultraorthodoxen führt in der israelischen Gesellschaft immer wieder zu großen Diskussionen und ist wichtiges Wahlkampfthema.