In weniger als 2 Wochen umrunden wir Taiwan, wo es sich sehr angenehm reist. Das Zugnetz ist ausgeprägt, das Land so sicher wie zu Hause und besonders positiv empfinden wir die Menschen, die uns stets mit einem Lächeln und großer Hilfsbereitschaft begegnen, obwohl wir uns mit nur fünf Wörtern Mandarin, Gesten und einer Wörterbuch-App verständigen können [1]. Touristen aus dem asiatischen Raum gibt es in Taiwan zu Genüge, doch nur wenige nicht-asiatische Reisende scheinen sich nach Taiwan zu verirren, sodass man immer wieder schüchtern-interessierten Augen begegnet.
Der Osten und Süden sind der ländliche Teil der Insel. Beim Blick aus dem Zug ziehen saftig-grüne und tropische Hügellandschaften an uns vorbei. An den wenigen türkisen Stränden im Süden boomt seit einigen Jahren der Tourismus aus China. Im kleinen Ort Kenting lässt deshalb Jesolo grüßen. Unsere kurze Rollertour um den Südzipfel macht trotzdem Spaß.
Im Westen reihen sich von Süd nach Nord diverse Millionenstädte aneinander. Diese bieten architektonisch wenig Abwechslung, jedoch besichtigen wir in Tainan, der ältesten Stadt Taiwans, alte Tempelanlagen, die meist prunkvoll und minuziös verziert sind.
Taiwan wäre eine wahres Paradies für Mehrtageswanderungen – viele Gipfel ragen über 3000 Metern. Leider sind wir dazu jahreszeitlich etwas zu spät dran. Außerdem fehlte uns dazu auch die Vorbereitungszeit, denn eine Wandergenehmigung und Reservierung in den oft ausgebuchten Hütten ist notwendig. Tagestouren lassen sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer umsetzen, sodass wir nur eine Halbtageswanderung im Renter-Ort Alishan machen können, wo wir zumindest einen kurzen Blick auf den 3.952 Meter hohen Yushan, den höchsten Berg Ostasiens, erhaschen.
Die landschaftlichen (Berg-)Highlights bleiben uns in Taiwan also verwehrt. Dennoch ist es ein geschichtlich und kulturell interessantes Reiseland. Vor allem die netten Leute, die Nachtmarkt-Kultur und das Essen haben es uns angetan. In jeder Stadt gibt es einfache vegetarische Buffets (mit Essen für knapp 2 Euro), Tofu in jeglicher Form und das Bewusstsein für Vegetarier ist immens hoch.
[1] Eine sprachlich-kulturelle Anekdote: In den Bäckereien oder an den Straßenständen fragen wir immer nach sùshí (chin. für vegetarisches Essen). Geduldig wird jedesmal auf alles gezeigt, was wir essen können. Wir wundern uns, dass Knoblauchbrote u.ä. mehrfach als “nicht vegetarisch” deklariert werden und gehen davon aus, dass sie Schmalz enthalten. Beim zweiten Besuch einer Bäckerei erinnert sich die Mitarbeiterin an mich und deutet auf die Brötchen auf meinem Tablett. Sie erwähnt sùshí und schüttelt den Kopf. Ich blicke verwirrt und sie sagt auf Englisch garlic. Ich deute ihr an, dass garlic in Ordnung ist, woraufhin sie verwirrt zu sein scheint. 30% der Bevölkerung in Taiwan sind Buddhisten, viele davon folgen dem Chinesischen Buddhismus, der häufig eine vegetarische Lebensweise einschließt. In der buddhistisch-vegetarischen Küche verzichtet man nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auch auf Wurzel-Gemüse wie Knoblauch. Somit werden auch Dinge mit Knoblauch als “nicht vegetarisch” bezeichnet.