Über den Tahoe Lake und das Mono Bassin nähern wir uns von Nordosten dem Yosemite Nationalpark. Da in Amerika das Labor Day Wochenende ansteht (das Reiseaufkommen ist vermutlich vergleichbar mit dem Osterwochenende), befürchten wir unendliche Massen und volle Zeltplätze in und um Yosemite. Wir haben Glück und finden auf dem letzten Campingplatz vor dem Osteingang des Parks ein freies Plätzchen und zudem sehr nette nordkalifornische Nachbarn, die uns mit ihrem abend- und morgendlichen Lagerfeuer vor dem Erfrieren bewahren – es ist unglaublich kalt auf 3000 Metern und der eisige Wind bringt selbst den Van zum Wackeln. Im 72er VW-Bus unserer Nachbarn geht es gemeinsam zu einer kleinen Wanderung im Nationalpark. Auf der Tour zum Cathedral Lake bekommen wir einen ersten Eindruck der vielen Granit-Dome.
Nach zwei Nächten bewegen wir uns auf dem Tioga Pass im Nationalpark 500 Höhenmeter nach unten, in der Hoffnung den nächtlichen Minusgraden zu entfliehen. Doch obwohl wir in voller Montur im Schlafsack liegen, frieren wir mehr als zuvor. Sogar die Scheiben gefrieren. Unsere weiteren Wanderungen in Yosemite machen jedoch jede frierende Sekunde vergessen. Die Wanderung zum North Dome, vor dem sich der berühmte Half Dome überwältigend aufbaut, fesselt uns unglaublich. Nur schwer können wir uns nach über einer Stunde von der Aussicht lösen. (Anm. Berni: Schnappatmung! Die Photos können dem hier leider auf keine Weise gerecht werden. Muss man hin!)
Am letzten Tag finden wir im Yosemite Valley, das nur noch auf 1300 Metern liegt, mehr Wärme. Wir entscheiden uns für eine 22km lange Wanderung, durch die wir das Tal und die Dome aus verschiedenen Perspektiven betrachten können. Wir steigen zunächst 1000 Höhenmeter zum Glacier Point auf, von dem wir erneut einen atemberaubenden Ausblick haben. Ruhe und Einsamkeit findet man dort jedoch inmitten der Auto-Touristen nicht, die im Gegensatz zu uns frisch geduscht und im Stadt-Look unterwegs sind (die Glacier Point Road macht es möglich). Auf dem Panorama Trail in Richtung Nevada und Vernal Fall lassen wir jedoch die Massen schnell wieder hinter uns und haben den Blick auf die Rückseite des Half Dome fast für uns alleine – bis wir mit einem Schwarzbären Bekanntschaft machen. Er scheint unbeeindruckt und nach etwas Klatschen sucht er gemütlich in den Büschen das Weite.
Im Laufe unserer Reise konnten wir bereits viele Bergpanoramen genießen. Beim Verweilen auf North Dome wird uns schnell klar, dass sich das Yosemite-Panorama weit oben in unserer Liste der unvergesslichen Eindrücke der Reise einreihen wird. Es ist ein besonderer Nationalpark und die Tiefe des Tals und die außergewöhnliche Dimension der Granitfelsen lassen sich schwer in Worte fassen.