Budapest
Auf dem Weg nach Deutschland legen wir einen letzten Stopp in Budapest ein. Damit setzt sich unsere schrittweise Rückkehr fort: kein Chlor mehr im Leitungswasser, Biergläser haben wieder die richtige Größe und es gibt wieder günstigen Käse!
Budapest strotzt vor großer Architektur aus alten Zeiten. Beinahe hinter jeder Kurve in der Innenstadt verbirgt sich das nächste schöne Gebäude. Wir sind zurück in Europa. Einige Tage verbringen wir arbeitend im Coworking-Büro und bekommen zum Abschluss noch spontan Besuch aus Stockholm!
Tel Aviv
“Tel Aviv is like a very small country within an already small country”, sagt uns eine israelische Freundin bei einer Party auf einer Dachterrasse an einem Samstagnachmittag in Tel Aviv. Und so fühlt sich die Stadt im Vergleich zum restlichen Israel auch an. In Tel Aviv sieht man praktisch keine religiösen Leute, die Gesellschaft ist weitestgehend säkular. Anstelle von Ultraorthodoxen mit langen schwarzen Gewändern ist Strand-Outfit angesagt. Das Leben dreht sich hier nicht um Religionen, sondern um die Startup- und Tech-Szene, den Strand, Bars, Hunde und den mediterranen Lebensstil. Tel Aviv ist weder so alternativ wie Berlin noch so schick wie München. Es ist irgendetwas dazwischen. In jedem Fall ziemlich entspannt. Wüsste man nichts vom Israel-Palästina-Konflikt, würde man in Tel Aviv sicher nicht auf die Idee kommen, dass er ganz nahe ist.
Tel Aviv erinnert uns an das Leben in Barcelona. Vieles spielt sich draußen ab. Man trifft sich in Cafés und Bars oder zum Beachvolleyball am Strand. Sportlich ist in Tel Aviv ohnehin jeder, vermutlich für die Beach-Figur.
Tel Aviv ist lebenswert, obwohl die Stadt sicherlich nicht vor touristischen Highlights strotzt, da sie noch recht jung ist. Und so fehlt es ihr etwas an historischem Charakter. Lediglich im südlichen Jaffa kommt historisches Flair auf.
Nördlich von Tel Aviv kann an den Stränden campen. So verbringen viele Israelis ihre Wochenenden am Strand mit grillen, übernachten und entspannen. Auch wir kommen in den Genuss des Strandcampens.
Nach zwei Wochen verlassen wir Tel Aviv und damit Israel. Es ist wieder einmal ein etwas wehmütiger Abschied, da wir uns von alten und neuen Freunden verabschieden müssen, die uns herzlich aufgenommen haben (und uns immer mit Übernachtungsmöglichkeiten versorgt haben). Auch das Klima und die langen Abende draußen in den Bars und am Strand werden uns fehlen. Tel Aviv wird uns mit Sicherheit wiedersehen.
Nord- und Südisrael
Wir verbringen einige Tage im Norden Israels, was allerdings auf einer Reise kein Muss darstellt. Vielleicht wäre Nazareth spannender, wenn man gläubig wäre, aber in dem recht kleinen Ort ist außer der Verkündigungsbasilika wenig geboten. Eine Stunde entfernt liegt Haifa, die drittgrößte Stadt Israels – eine nette Mittelmeerstadt, die uns aber etwas zu ruhig erscheint. Einen schönen Blick auf die Stadt hat man von den Gärten der Bahai. Nördlich von Haifa ist Akko einen Besuch wert. Die Stadt galt bereits vor ewigen Zeiten als wichtiges Handelszentrum und Tor zum Heiligen Land. Heute sieht man in Akko viele beeindruckende Ausgrabungen aus der Zeit der Kreuzritter und Osmanen.
Ein kleines Highlight in Israel liegt im Süden des Landes: die Wüste Negev. Anstatt Berge und Pässe zu erklimmen, wagen wir uns dieses Mal mit unserem Freund, der die Wüste bestens kennt, auf eine 2-Tagestour in die Negev. Wir starten am Ramon-Krater, dem größten Erosionskrater Israels. Da es keine zuverlässigen Wasserquellen auf dem Weg gibt, müssen elf Kilo Wasser pro Person ins Gepäck. So ist der erste Tag mit mindestens 18 Kilo auf dem Rücken und Wüstenhitze trotz weniger Höhenmeter anstrengender als so manche andere Touren, die wir gemacht haben. Man freut sich über jeden Schluck Wasser, den man trinkt, denn das Gewicht drückt uns bei jedem Schritt in den Boden. Geschlafen wird ohne Zelt, die Nachttemperaturen sind moderat und es gibt (zum Glück) kaum Kriechtiere. Am zweiten Tag mit nur noch halber Wasserreserve gehen wir weit beschwingter. Einen Kollateralschaden gibt es allerdings: Bernis Wanderschuhe geben nach mittlerweile zwei Besuchen beim Schuster endgültig den Geist auf. Sie sind reif fürs Reisemuseum.
Jerusalem und Umgebung
Von Aqaba am Roten Meer in Jordanien überqueren wir die Grenze nach Eilat in Israel. Der Kontrast zwischen Aqaba und Eilat ist groß, denn Eilat ist die israelische Urlaubs- und Partystadt. In Jordanien wäre das nicht vorstellbar. Zusätzlich ist vieles so, wie man es von zu Hause kennt. Die Straßen sind top ausgebaut und es gibt Kreisverkehre mit Blumenbeeten.
Wir bleiben nicht in Eilat, sondern fahren direkt weiter nach Jerusalem, wo wir einige Tage bei einem Freund verbringen. Westjerusalem ist angenehm und recht entspannt. Die Gegend um den Mahane Yehuda Markt ist quirrlig mit netten Bars und Cafés, aber abseits davon ist nicht allzu viel los.
Jerusalem zieht viele Gläubige an, so sieht man viele Menschen mit Kippa, der jüdischen Kopfbedeckung . Das Stadtbild prägen zudem auch die vielen streng religiösen Ultraorthodoxen (in Jerusalem circa 30% der Bevölkerung) [2], die durch ihre großen Hüte und langen Mäntel in Schwarz auffallen.
Jerusalem ist eine der wichtigsten Städte der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum. Vor allem in der Old City spiegelt sich dies wieder. So reihen sich dicht an dicht ein jüdisches, christliches und arabisches Viertel aneinander. Auch ein armenisches Viertel gibt es. Geht es im christlichen und jüdischen Viertel recht ruhig zu, so steht man ein paar Meter weiter im arabischen Viertel im lebhaften Treiben. Von hier führt der Weg durch das Damaskustor ins arabische Ostjerusalem.
Gläubige der drei Religionen versammeln sich in der Old City an ihren jeweiligen Gebetsstätten – Juden an der Klagemauer, Christen an der Grabeskirche und Muslime im Felsendom auf dem Tempelberg. Dieser Dom ist Nicht-Muslimen nicht zugänglich. Gerade die Nutzung des Tempelbergs ist immer wieder einer der Konfliktherde, der durch Provokationen auf beiden Seiten entfacht wird [1].
Wir unternehmen einige Tagesausflüge in der Gegend um Jerusalem, unter anderem zum Wandern in der Wadi Qelt im Westjordanland und zum Entspannen am Toten Meer. Hier finden wir uns nach den hohen Pässen Nepals plötzlich auf 420 Meter unter dem Meeresspiegel wieder.
[1] Eine Meinung zum Israel-Palästina-Konflikt hat in der westlichen Welt meist jeder. Darüber wundern sich auch viele Israelis. Denn der jahrzehntelange Konflikt ist nicht in einer Minute zu durchschauen, vor allem wenn man nicht in Israel/Palästina aufgewachsen ist. Zudem vergisst man meist, zwischen der Politik und der Bevölkerung zu unterscheiden. So ist beispielsweise laut unserer Freunde Netanjahu bei den liberaleren Teilen der Bevölkerung aufgrund seiner Siedlungspolitik äußerst unbeliebt. Soweit wir es hier mitbekommen, wünschen sich viele Frieden mit Palästina und man kritisiert die Abschottung Gazas, aber die Angst vor der Hamas ist groß.
[2] Ultraorthodoxe Juden leben überwiegend in Jerusalem, meist in eigenen Communities unter sich und genießen viele Ausnahmeregelungen. Sie beziehen Geld vom Staat und müssen keinen Wehrdienst leisten, der in Israel für Männer drei Jahre lang und für Frauen zwei Jahre lang verpflichtend ist. Viele Männer arbeiten nicht, sondern widmen sich dem täglichen Studium des Talmud. Am Sabbath (jeden Samstag), dem Ruhetag im Judentum, werden strenge Regeln eingehalten. Unsere nicht-religösen Freunde erzählen, dass unter Ultraorthodoxen alles, was dem Anzünden eines Feuer gleichkommt, am Sabbath verboten ist, wie z.B. das Autofahren (Anzünden des Motors) oder das Anschalten des Lichtes. Nur Licht, das bereits vor dem Sabbath brennt, darf weiterbrennen. Die Nicht-Teilnahme an der Arbeitswelt und dem Wehrdienst der Ultraorthodoxen führt in der israelischen Gesellschaft immer wieder zu großen Diskussionen und ist wichtiges Wahlkampfthema.
Übernachtungsstatistik April
April war ein günstiger Übernachtungsmonat. In den Teahouses in den Bergen Nepals haben wir häufig zu zweit nur 2 Euro bezahlt (wobei dieser Preis etwas verfälscht ist, da die Teahouses überwiegend Geld durch das Essen verdienen, das für nepalesische Verhältnisse recht teuer ist). Jordanien war mit circa 30 Euro pro Nacht im Doppelzimmer gerade noch bezahlbar. Jetzt in Israel konnten wir bislang zum Glück überwiegend bei Freunden wohnen, ansonsten würden wir hier wohl im Schnelldurchlauf reisen (Dorm-Betten beginnen meist bei 20 Euro/Person und Doppelzimmer bei ca.50 Euro).
Die Übernachtungsstatistik im April ist wie folgt:
- Teahouse (Berghütte): 6 Nächte
- Flugzeug/Flughafen Dubai: 1 Nacht
- Hotel: 10 Nächte
- Hostel: 3 Nächte
- bei Freunden: 10 Nächte
Davon gratis: 11 Nächte Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 5,05 €.
Jordanien
Auf unserem Weg von Nepal nach Israel legen wir ungeplant einen einwöchigen Stopp im Nachbarland Jordanien ein. (Der Flug von Kathmandu nach Amman kostet nur 200 Euro im Gegensatz zu 900 Euro nach Tel Aviv).
Jordanien ist reich an Kulturschätzen und Sehenswürdigkeiten, denn die Region umfasst eines der frühesten menschlichen Siedlungsgebiete. Im Laufe der Geschichte gehörte das Gebiet unter anderem auch zum Römischen Reich. In Jerash im Norden Jordaniens findet sich eine der am besten erhaltenen römischen Provinzstädte ist. Die Überreste lassen den Glanz der alten Zeit erahnen.
Die Hauptstadt Amman ist angenehm und entspannt. Es gibt ein paar gemütliche Cafés und Shisha-Bars und Downtown mit marktähnlichen Straßenzügen ist nett zum Schlendern. An vielen Straßenecken haben wir den Duft von türkischem Kaffee mit Cardamom in der Nase. Die Hausfassaden aus hellem Sandstein bieten ein anderes Stadtbild als gewohnt, das vor allem bei Abendlicht sehr schön ist. Auch in Amman finden sich viele Überreste des Römischen Reiches.
Jordanien ist touristisch vor allem bekannt durch das UNESCO Kulturerbe Petra – die einstige Hauptstadt der Nabatäer. Die Felsenstadt gilt als touristisches Highlight im Nahen Osten und nach einem Besuch können wir verstehen warum.
Die Stadt erreicht man zu Fuß durch eine 1,5 km lange, 70 m hohe und schmale Schlucht (auf Fotos schwer wiederzugeben). Am Ende dieser erwartet einen die (aus Indiana Jones bekannte) “Schatzkammer”. Wir sind bereits früh am Morgen dort und genießen die Ruhe, bevor die Tourgruppen an der wohl am meisten fotografierten Sehenswürdigkeit in Petra ankommen (wobei sich die Massen verglichen mit anderen Top-Sehenswürdigkeiten weltweit ohnehin noch in Grenzen halten). Bis abends wandern wir zwölf Stunden durch Wüste und Canyons und bestaunen die vielen in roten Sandstein gemeißelten Tempelgräber.
Jordanien kann man als Reiseland empfehlen. Neben den vielen Ausgrabungsstätten kann man am Toten Meer oder am Roten Meer verweilen oder in der Wüste Wadi Rum wandern. Die Distanzen sind sehr überschaubar. Für einen Urlaub sollte man sich vielleicht ein Mietauto gönnen. Auch kulturell ist es interessant. Einiges mutet sehr orientalisch an und die Religion [1] ist ein weit größerer Bestandteil des alltäglichen Lebens als man es von zu Hause kennt. So lauschen wir morgens um fünf immer unfreiwillig im Halbschlaf den Gesängen des Muezzin und Busfahrten werden durchaus mit einem Stopp an der Moschee neben der Autobahn unterbrochen, wenn Gebetszeit ist.
[1] Jordanien wird häufig als eines der liberalsten arabischen Länder beschrieben. So muss man hier als nicht-muslimische Touristin kein Kopftuch tragen. Jedoch ist es wichtig, sich konservativ zu kleiden und möglichst wenig Haut zu zeigen. Dementsprechend ist es an öffentlichen Stränden am Toten und Roten Meer auch für Touristinnen verboten, im Bikini/Badeanzug zu schwimmen, man braucht Ganzkörperbekleidung. An Hotelstränden, wo sich nur TouristInnen aufhalten, ist es jedoch möglich. Als Frau ist es sicherlich angenehmer, nicht alleine zu reisen, vor allem im weit konservativer (als Amman) wirkenden Süden, wo abends mitunter nur Männer auf den Straßen unterwegs sind.
Nepal zwei Jahre nach dem Erdbeben
Im April 2015 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 Nepal. Tausende Häuser wurden in diesem ohnehin sehr armen Land [1] zerstört und viele Schäden sind auch zwei Jahre danach noch zu sehen, sei es in den Städten oder in den Bergen. Besonders betroffen war die Region um das Langtang-Tal, in dem unter anderem ein massiver Erdrutsch ein gesamtes Dorf inklusive hunderter Einheimischer und Touristen unter sich begrub. Beim Wandern in Langtang und Gosainkund passiert man immer wieder zerstörte und verlassene Häuser und der Trekkingpfad führt heute über die Schuttlawine. Es sind beklemmende Momente.
Das Örtchen Kutumsang gegen Ende unseres Treks gleicht einem kleinen Flüchtlingslager aus Wellblechhütten. Einige neue Teahouses sind noch im Bau. In Chisapani nahe Kathmandu wurden direkt neben den Ruinen neue Teahouses gebaut.
In Bhakatapur stürzten viele historische Tempel ein. Noch immer wird am Wiederaufbau gearbeitet, der wohl noch eine Weile dauern wird. Einige Gassen Bhaktapurs gleichen mit Gerüsten aus Bambus, Stützpfeilern sowie Schutt- und Ziegelsteinhaufen riesigen Baustellen.
[1] Nepal zählt mit einem Jahresdurchschnittseinkommen von rund 700 Dollar zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Armut ist überall zu sehen. In den Bergen hausen viele Menschen in einfachen Häusern aus Steinen und Wellblech, Schulen und medizinische Versorgung sind oft viele Gehstunden entfernt. Die Infrastruktur ist mit häufig ungeteerten Straßen(abschnitten) schlecht und die Umweltverschmutzung ist groß. Viele Menschen leben ohne fließendes Wasser, sodass sie zum Waschen, Kochen etc. auf öffentliche Brunnen angewiesen sind.
Bhaktapur & Pashupatinath
Nepal ist nicht nur reich an Achttausendern, sondern auch an Kultur. Bhaktapur, eine der drei Königsstädte Nepals, hat dabei mit seinen vielen Tempeln (Pagoden) einen besonderen Reiz und beherbergt auch die höchste Pagode des Kathmandu-Tals, den über 30 Meter hohen Nyatapola-Tempel. Im Kern der Stadt ist kein Verkehr zugelassen, was Bhaktapur verglichen mit Kathmandu zu einer Ruheoase macht. Die vielen Tempel sind den Hindu-Göttern und ihren Reinkarnationen gewidmet. Im Gegensatz zu Thailands gold-funkelnden Tempeln muten die Pagoden aus Backstein und Holz sehr schlicht an, sind aber aufgrund der feinen Holzschnitzereien nicht weniger imponierend. Ein bisschen weniger Gold kann manchmal auch mehr sein.
Am Stadtrand Kathmandus besuchen wir zudem Pashupatinath. Die Tempelanlage ist das größste hinduistische Heiligtum Nepals, nur Teile der Anlage dürfen von Nicht-Hindus betreten werden. Der Komplex liegt am heiligen (und leider hochgradig verschmutzten) Bagmati-Fluss. An dessen Ufer finden täglich öffentliche Leichenverbrennungen statt. Hindus sehen eine Verbrennung an diesem Ort als erstrebenswert an, da sie die Chancen erhöht ins Nirvana zu gelangen.
Vom anderen Flussufer beobachtet man durch die Rauchschwaden die zeremoniellen Rituale der Bestattungen, im Hintergrund rasselt aus einem der Tempel spirituelle Musik. Die Augen brennen. Es ist ein unwirkliches Geschehen. Man fühlt sich fast wie in einem Film, der eigenen Kultur sehr fern.
Trekking in Langtang und Gosainkund
Für unser nächstes Wandervorhaben erhalten wir Besuch von Freunden aus München. Eigentlich wollen wir den Manaslu-Trek laufen. Dieser ist aber angeblich wegen zu hohem Schnee gesperrt. (Konkrete Aussagen zu Konditionen in den Bergen sind hier in Nepal auch in den Reiseagenturen überraschend schwer zu erhalten.) Als Alternative geht es ins Langtang-Tal und zu den Gosainkund-Seen. Elf Wandertage, ein Gipfel auf 4984m und ein Pass mit 4600m warten auf uns.
Nach der bisher schlimmsten Busfahrt der Reise (acht Stunden Nahtoderfahrung; Kopf trifft Dach) geht es ins Langtang-Tal. Der Aufstieg erfolgt die ersten beiden Tagen durch überraschend grüne Landschaft. Die Baumgrenze liegt deutlich über 3000m.
Am Ende des Tals besteigen wir in dünner Luft den Tserko Ri mit 4984m und grandioser Aussicht.
Im zweiten Teil steigen wir durch fast sanfte Waldlandschaften langsam in Richtung Gosainkund-Seen auf. Hier müssen wir zwei recht kurze Etappen einlegen. Nur so lässt sich die Gefahr von Höhenkrankheit reduzieren (je nach Literatur sollte die Schlafhöhe ab ca. 2500m pro Tag um nicht mehr als 300-600 Höhenmeter gesteigert werden). Folglich müssen wir vor der Passüberquerung nach nur zweistündigem Aufstieg bei frostigen Temperaturen auf 3.900m eine Zwangspause einlegen.
Bei atemberaubender Aussicht auf Manaslu, das Ganesh-Himal-Massiv und einen tibetischen Achttausender geht es am Folgetag über den Laurebina Pass auf 4600 Metern. Ein grandioser Bergtag. Anschließend steigen wir zwei Tage lang durch Wälder, Reisterrassen und Bergdörfer (leider streckenweise auf einer Schotterpiste) in Richtung Kathmandu ab.
Übernachtungsstatistik März
Im März hatten wir Übernachtungen in Bangkok und Nepal. Nepal war bislang zusammen mit Bolivien das billigste Unterkunftsland. So hatten wir in Pokhara mit 4,49 Euro/Person die günstigste Zimmer-Nacht (also ohne Van, Zelt oder Teahouse) der ganzen Reise bisher.
Die Übernachtungsstatistik im März ist wie folgt:
- Hotel: 25 Nächte
- Teahouse (Berghütte): 6 Nächte
Davon gratis: 0 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 6,92 €.
Mardi Himal Trek
Von Kathmandu fahren wir nach Pokhara. Die Fahrt ist holprig, nach acht Stunden kommen wir durchgeschüttelt an. Bei schönem Wetter kann man von der Stadt direkt auf das Annapurna-Massiv blicken. Jedoch ist es tagelang bewölkt und diesig. Pokhara ist ruhiger als Kathmandu. In „Lakeside“ am Seeufer wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein reines Touristenviertel geschaffen – gesäumt von Restaurants, Cafés und Outdoor-Geschäften. Als TouristIn ist das zwar bequem, hat aber mit Nepal wenig zu tun.
Wir entschließen uns in dieser Gegend für den recht unbekannten [1] Mardi Himal Trek, der zum Base Camp des Mardi Himal auf 4.500 Metern führt und einen spektakulären Blick auf die Annapurnas geben soll. Regen ist angesagt und im Permit-Büro erfahren wir, dass andere Treks und Pässe bereits wegen zu viel Schnee gesperrt sind. Über die Bedingungen auf dem Mardi-Himal-Trek kann man uns jedoch nichts sagen. Die Informationslage in Nepal ist schlecht.
Bereits beim Aufstieg fängt es an zu regnen. Statt der Berge sehen wir nur Wolken. Wir übernachten in einem einfachen Teahouse im Forrest Camp – zusammengeschustert aus Stein, Holz und Wellblech. Es ist kalt. Am Ofen aus einem alten Fass und Lehm können wir uns aufwärmen. Unsere Gastgeberin freut sich, dass wir an diesem Tag als einzige Gäste noch zu ihr gekommen sind, denn das Geld ist nötig. Mit ein paar Wörtern Englisch, die sie von Touristen gelernt hat, erzählt sie uns ein bisschen und lernt uns ein paar Wörter Nepalesisch. Wir können uns vor allem „Guten Morgen“ (Schuva Bihani) merken, denn ausgesprochen klingt es fast wie „Super Berni“.
Am nächsten Tag auf dem Weg zum High Camp erfolgt der Wintereinbruch, sodass wir nicht weiter als zum Middle Camp auf 3.200 Metern kommen. Hier treffen wir auf einige andere nette, gestrandete Wanderer, da der Weg zum High Camp komplett zugeschneit ist. Wir hoffen auf den nächsten Morgen, doch auch der begrüßt uns mit Wolken.
Da uns der Aufstieg am Grat im tiefen Schnee zum High Camp zu riskant ist, beschließen wir, wieder abzusteigen. Abwärts klart es langsam auf. Kurzentschlossen verbringen wir die Nacht im Australian Camp (eine Stunde vor dem Endpunkt). Und wir haben Glück. Am Morgen zeigen sich Annapurna Süd (7.219m) und Machapuchare (6.993m). Das Annapurna-Massiv gibt es also wirklich. Nach drei Tagen in den Wolken hatten wir bereits daran gezweifelt.
[1] Wie so oft bei bekannten Trekking-Destinationen konzentriert sich auch in Nepal das Trekken auf die berühmtesten Pfade. Jede/r spricht in Nepal vom Annapurna Circuit, dem Everest Basecamp Trek oder dem Ghorepani Trek. Letzterer führt auf den Aussichtspunkt Poon Hill, an dem sich hunderte von Touristen beim Sonnenaufgang tummeln (so erzählen es uns andere Wanderer). Auf den drei genannten Treks finden sich inzwischen recht komfortable Unterkünfte, die Annapurna Treks sehen im Jahr über 100.000 Touristen, der Everest Base Camp Trek fast 40.000. Wer also Ruhe in den Bergen sucht, ist hier falsch. Wir kreuzen den Ghorepani Trek beim Aufstieg zu Mardi Himal. Das Publikum erinnert uns sehr an Torres del Paine und Fitz Roy in Patagonien, wo ebenfalls viele Wander-Neulinge unterwegs waren.
Holi in Kathmandu
Nach Thailand landen wir in Nepal. Bereits auf der Fahrt vom Flughafen ins Zentrum (im kleinsten und ältesten Taxi der Welt) wird klar, dass es in Kathmandu staubig und chaotisch zugeht. Das Touristenviertel Thamel ist etwas hergerichtet, doch in den umliegenden Straßen stößt man auf Durcheinander. Die oft ungeteerten Straßen verwandeln sich bei Regen in Schlammwege, Lagerfeuer werden am Straßenrand entfacht, in engen Gassen werden die Wände mit provisorischen Stützpfeilern fixiert, die Fassade vieler Gebäude bröckelt und der Verkehr wird durch Hupen geregelt. Es ist eine andere Welt und das macht die Stadt doch sehr aufregend.
Wir sind zufällig während des Holi Festes in Kathmandu, dem hinduistischen Frühlingsfest. Passend dazu ist es an Holi sonnig und warm. Holi ist eines der wichtigsten Feste in Nepal, vor allem der Jungen [1]. Es ist unmöglich, die Unterkunft zu verlassen, ohne eine pudrige Hand ins Gesicht geklatscht zu bekommen. Zusätzlich wird man von Hausdächern mit flüssiger Farbe und Wasser beworfen.
Auf dem Durbar-Platz [2] im Zentrum Kathmandus wird im Farbdunst ausgelassen gefeiert, getanzt und getrommelt. Wie viele andere betrachten wir gefesselt das farbenfrohe Treiben.
In Kathmandu begrüßt uns (vor Holi) zunächst kaltes Wetter. In den Zimmern ohne Heizung ist es eiskalt. Wir tauschen unsere luftigen T-Shirts gegen Daunenjacken ein. Diese kaufen wir in einem der hundert Outdoor-Geschäfte, die überwiegend sehr günstige Fake-Outdoor-Klamotten verkaufen. Sucht man etwas, findet man auch gute Qualität. Manches wird direkt vor Ort genäht. So verbringen wir die ersten Tage in Kathmandu neben Holi mit dem Kaufen von zusätzlichen warmen Wanderklamotten für die befürchteten kalten Nächte in den Bergen.
[1] Jungen im zweideutigen Sinne, denn zum einen feiert vor allem die junge Bevölkerung und zum anderen ziehen überwiegend männliche Jugendliche durch die Straßen.
[2] Auf dem Durbar-Platz zeigen sich noch immer die verheerenden Schäden des Erdbebens 2015: der weiße Königspalast bröckelt und der Basantapur-Turm ist bis auf den Sockel nicht mehr vorhanden, wie man hier sehen kann.
Bangkok
Bevor wir Thailand verlassen, besuchen wir Bangkok. Auch hier tummeln sich viele Touristen: 20 Millionen BesucherInnen sieht die Stadt jährlich, mehr als New York oder London. Schnell kristallisiert sich bei einem Aufenthalt in Bangkok heraus, dass viel stimmt, was man so liest: es ist die Stadt der Tempel und des Shoppens. Selten haben wir irgendwo so viele Einkaufszentren gesehen. An Verkehrsknotenpunkten stehen oft mehrere dicht nebeneinander oder sind mit Fußgängerübergängen direkt verbunden. Shopping in der 360-Grad-Umdrehung sozusagen. Nur blöd, wenn man nichts braucht und kein Fan von Malls ist. Lohnender ist dagegen ein Rundumblick vom Restaurant im 25. Stock des China Hotels. Schöne Sonnenuntergänge gibt es nicht nur auf Koh Lanta.
Wir statten auch der berühmten Khao San Road einen Besuch ab, dem Weltzentrum des Rucksacktourismus. Grenzenlos hemmungslos kann hier die überwiegend junge Backpacker-Crowd mit einem Eimerchen Schnaps in der Hand einen Steckerl-Skorpion essen und sich mit Lachgas volldröhnen, bevor sie mit einem frisch gefälschten Tauschsein auf die Inseln düst. Wer es mag, hat hier vielleicht Spaß.
Abseits der Khao San Road hält sich das Chaos und der Verkehr für unseren Geschmack in Grenzen. Vielleicht sind wir nach den chaotischen, abgasgeschwärzten Straßen der philippinischen Städte, den verstopften Stadt-Highways in den USA und der braun-gelben Smog-Suppe in Shanghai in Bezug auf Großstadtverkehr und dessen Auswirkungen auch abgestumpft.
Nach Shanghai und Taipeh ist es die dritte asiatische Großstadt auf unserer Reise. Die Nachtmarkt- und Straßenstandkultur ist in Taipeh größer und von Shanghai’s Fluss-Skyline ist Bangkok natürlich weit entfernt, aber irgendwie ist uns Bangkok sympathischer als Shanghai. Vielleicht, weil es kulturell mehr hergibt oder, weil trotz der Modernisierung und einiger Hochhäuser noch etwas vom alten Charakter übrig ist.
Da ein Bangkok-Besuch ohne Tempel wie ein Barcelona-Besuch ohne Gaudí ist, klappern wir einen Tag lang verschiedene Tempel ab. Besuchermagnet ist der Große Palast – die pompöse Palastanlage vergangener Könige in der Old Town mit vielen gold funkelnden und minuziös verzierten Gebäuden. Es ist sehenswert, aber die 34 Grad (mit vorgeschriebenen langen Klamotten) und der extreme Füllstand machen den Besuch fast unerträglich. Ein Besuch der Sagrada Familie ist dagegen ein ruhiger Nachmittag.
In der Wat Pho Tempelanlage direkt nebenan geht es dagegen sehr ruhig zu. Die Tourgruppenschwärme ziehen anscheinend nur in den Großen Palast. Plötzlich hören wir Vogelgezwitscher anstelle des Dauersurrens tausender Touristen. Das Dröhnen im Kopf wird leichter und der über 40 Meter lange, liegende, vergoldete Buddha ist nicht weniger beeindruckend.
Auch auf dem restlichen Weg durch Old Town passieren wir immer wieder etwas kleinere Tempelanlagen, die fast leer sind und überwiegend zum Beten benutzt werden. In dieser Gegend stößt man auch auf Straßen ohne Touristen, aber dafür mit vielen Buddha-Geschäften. Und da man auch ohne Massage nicht in Thailand gewesen sein kann, gönnen wir uns am Ende dieses Tages eine halbstündige Fußmassage für ganze vier Euro.
Unser restliches Programm beläuft sich vor allem auf Coworking-Sightseeing. Wir arbeiten sechs Tage lang in Bangkok, jeweils in einem anderen Coworking Büro. Alle gut, modern und angenehm zum Arbeiten – und im Gegensatz zum Kohub mit überwiegend thailändischen Coworkern. Wer weiß, wann wir wieder den Luxus richtiger Arbeitsplätze genießen können, denn es geht auf nach Nepal zu neuen Zielen. Und so ist nun auch die Zeit gekommen, uns von unserem geliebten Thai-Essen zu verabschieden.
Übernachtungsstatistiken Januar und Februar
Von Mitte Januar bis Ende Februar waren wir in der derselben Unterkunft auf Koh Lanta, wodurch wir einen günstigen Langzeitpreis bekommen haben.
Die Übernachtungsstatistik im Januar ist wie folgt:
- Pension: 28 Nächte
- Hotel: 3 Nächte
Davon gratis: 0 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 7,90 €.
Im Februar hatten wir neben unserer Unterkunft auf Koh Lanta lediglich eine Nacht in einer Pension in Bangkok.
- Pension: 28 Nächte
Davon gratis: 0 Nächte. Durchschnittliche Übernachtungskosten pro Person/Nacht: 7,35 €.